Der Tod des Frauenmörders

Die NEUE SÜDTIROLER TAGESZEITUNG zum Tod von Marco Bergamo (2017)

Der fünffache Frauenmörder Marco Bergamo ist 51-jährig an einer Lungeninfektion gestorben. Der Schweißer hatte als „Monster von Bozen“ Südtiroler Kriminalgeschichte geschrieben und verbüßte eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Donnerstag, 6. August 1992: Um Punkt 06.02 Uhr reckt die Sonne hinter dem Rosengarten ihre glühend rote Stirn ganz langsam hoch. Bis zu 32 Grad werden in Bozen erwartet. Alessandro Arervo, 29, lehnt an der Kreuzung Lanciastraße-Voltastraße mit kugelsicherer Weste und Maschinenpistole im Anschlag an der Fahrertüre, als er um 06.55 Uhr, fünf Minuten vor Dienstschluss, plötzlich rot sieht. Feuerrot.

Aus der Unterführung in der Voltastraße schießt ein feuerroter PKW heraus. Ein Seat Ibiza. Der junge Streifenführer erwacht aus seiner Nachtdienst-Lethargie und sagt zu seinem Streifenkollegen: „Das ist er!“ Wenige Stunden zuvor war auf der Kohlerer Straße die Leiche der Prostituierten Marika Zorzi entdeckt worden. Als der rote Seat Ibiza einen knappen Meter vor ihm zum Stillstand kommt, bemerkt Alessandro Arervo die geborstene Windschutzscheibe. Im Wagen sitzt ein junger Mann mit Schnauzbart. Und: Der Beifahrersitz ist abmontiert worden. Später erinnert sich der Polizeibeamte Alessandro Arervo: „Als wir ihn (Marco Bergamo, Anm. d. R.) aufforderten auszusteigen, ist er im wahrsten Sinne des Wortes erbleicht, er hat zu zittern begonnen. Ich fragte ihn, warum seine Arme zerkratzt seien und warum er den Beifahrersitz abmontiert habe.

Marco Bergamo

Er gab ausweichende Antworten, aber er wirkte ganz ruhig und gefasst.“ An diesem Donnerstag, den 6. August 1992 – es war nebenbei der Geburtstag von Marco Bergamo –, endet eine der spektakulärsten Mordserien der Südtiroler Kriminalgeschichte. Sieben Jahre lang hatte der Frauenmörder Marco Bergamo die Südtiroler Bevölkerung in Atem gehalten, ehe er den Fahndern an jenem August-Morgen im fernen Jahr 1992 ins Netz ging. Nun ist Marco Bergamo tot. Er starb 51-jährig an einer Lungeninfektion. Zuletzt hatte Bergamo im Gefängnis von Bollate in Mailand eingesessen. Mitte vergangener Woche war er in ein Spital verlegt worden, nachdem sich seine Lungenerkrankung verschlimmert hatte.

Der Name Marco Bergamo fand Eingang in die großen Enzyklopädien der Serial Killer. Das „Monster von Bozen“ wurde zu einer Fixgröße im Wachsfigurenkabinett der schlimmsten Verbrecher der Welt.

Der Namen Bergamo steht für eine Serie brutaler Gewaltverbrechen. Zwischen 1985 und 1992 waren in Südtirol fünf Frauen ermordet worden: • Im Jänner 1985 die erst 15-jährige Schülerin Marcella Casagrande; • im Juli 1985 die pensionierte Lehrerin und Prostituierte Anna Maria Cipoletti, 41; • im Jänner 1992 die 24-jährige Prostituierte Renate Rauch; • im März 1992 die 18-jährige Renate Troger aus Milland • und am 6. August 1992 Marika Zorzi aus Leifers, 19 Jahre jung. Am Tag, als er Marika Zorzi tötete, feierte Marco Bergamo seinen 26 Geburtstag. Ein Mord zum Geburtstag! Marco Bergamo muss sich in einem regelrechten Blutrausch befunden haben. Marika Zorzi war mit 41 Messerstichen getötet worden.


„Der Hund ist wengistens treu“

Artur Oberhofer hat den Fall Marco Bergamo auf der Grundlage von teilweise unveröffentlichtem Aktenmaterial rekonstruiert.

In seinem Buch „Der Serienmörder Marco Bergamo“ (edition arob, 2011) hat Artur Oberhofer auf der Grundlage von Verhörprotokollen und Sachverständigen- Gutachten ein Psychogramm des Serial Killers erstellt. Ein Beispiel: Als Marco Bergamo von den gerichtspsychiatrischen Sachverständigen zu seinen Motiven befragt wird, sagt er: „Die Frau hat mir immer Angst eingeflößt, Angst, nicht auf der Höhe zu sein. Aus Angst wurde dann Hass. Ich hasse sie alle! Frauen sind unehrenhaft und egoistisch. Sie gebrauchen dich (…). Aus diesen Gründen war ich immer gegen die Ehe. Die Frau konsumiert den Mann, sie schneidet ihm den Kopf ab und frisst ihn. Ein Hund ist wenigstens treu, die Frau behandelt den Mann wie einen Fußabstreifer. Der Hund erwidert die Zuneigung, eine Frau nicht. Die Frau benutzt den Mann für ihre Ziele, und wenn er ihr nicht mehr nutzt, packt sie ihre Sachen und ist weg.“

Artur Oberhofer leuchtete anhand von Zeugenaussagen und Gerichtsakten tief in die Kältekammer einer in Südtirol sesshaft gewordenen, italienischen Proletarier-Familie hinein. Es entstanddas Charakterbild eines jungen Mannes, der ein zwiespältiges Frauenbild entwickelt hat: Er trennte zwischen dem Typus gute Mutter, das war seine geliebte Mama, die er als schützend, nährend und liebend empfand, sie entsprach seinem Idealbil. „Irgendwann“, so Artur Oberhofer in seinem Buch, „hat Marco Bergamo erfahren, dass sich ein Mittel besonders eignet, um Probleme zu lösen: Gewalt.“ Der junge Schweißer habe sich als Individuum gefühlt, das sich von der weiblichen Unterjochung befreien müssen.

Der Messerstich sei die Handlung gewesen, die für Marco Bergamo den Sieg im Geschlechterkampf symbolisiert habe. Dem Charakterbild des Täters stellte Artur Oberhofer in seinem Buch die darmatischen Opferschicksale gegenüber. So kam, beispielsweise, Maurizia Spitaler Mazzotta zu Wort, die Mutter von Marcella Casagrande. Die 15-jährige Schülerin war das erste (und jüngste) Opfer des Serienmörders Marco Bergamo. Marcella Casagrande war im Jänner 1985 in ihrer Wohnung im Mariaheimweg in Bozen mit unzähligen Messerstichen getötet worden. Maurizia Mazzotta hatte die Leiche ihrer Tochter aufgefunden. Maurizia Mazzotta hat Marco Bergamo im Prozess nicht in die Augen sehen können. „Ich konnte das nicht tun, weil die Augen Bergamos das letzte waren, was meine Tochter Marcella gesehen hatte.“

Die großen Kriminalfälle VI

edition AROB

Am 3. Jänner 1985 wird die 15-jährige Schülerin Marcella Casagrande tot in ihrer Wohnung in Bozen aufgefunden.
Wenige Monate später wird die 41-jährige Lehrerin und Prostituierte Anna Maria Cipoletti in ihrer Wohnung tot aufgefunden.
Sieben Jahre später schlägt der Frauenmörder erneut zu: Im Jänner 1992 schlägt der Frauenmörder erneut zu. Das Opfer: Die 24-jährige Prostituierte, Renate Rauch. Und nur wenige Monate später wird in Atzwang bei Bozen, die Leiche der 18-jährigen Renate Troger aufgefunden.
Geht in Südtirol ein Serienmörder um?
In der Nacht auf den 6. August 1992 wird die 19-jährige Prostituierte Marika Zorzi auf der Kohlerer Straße in Bozen tot aufgefunden. Wenige Stunden später nimmt die Polizei einen Tatverdächtigen fest: einen 26-jährigen Schweißer.
Artur Oberhofer rekonstruiert den Fall des Südtiroler Serienmörders Marco Bergamo und geht dem letzten Geheimnis auf den Grund: Ist Marco Bergamo, ein Fünffach-Mörder? Oder laufen die Mörder von Anna Maria Cipoletti und Renate Troger noch frei herum?

ISBN 978-88-88396-14-9
Hardcover – 384 Seiten
Preis Italien: Euro 34,00
Preis Ausland (D-A-CH): Euro 35,00

Der Tod des Frauenmörders

Die NEUE SÜDTIROLER TAGESZEITUNG zum Tod von Marco Bergamo (2017)

Der fünffache Frauenmörder Marco Bergamo ist 51-jährig an einer Lungeninfektion gestorben. Der Schweißer hatte als „Monster von Bozen“ Südtiroler Kriminalgeschichte geschrieben und verbüßte eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Donnerstag, 6. August 1992: Um Punkt 06.02 Uhr reckt die Sonne hinter dem Rosengarten ihre glühend rote Stirn ganz langsam hoch. Bis zu 32 Grad werden in Bozen erwartet. Alessandro Arervo, 29, lehnt an der Kreuzung Lanciastraße-Voltastraße mit kugelsicherer Weste und Maschinenpistole im Anschlag an der Fahrertüre, als er um 06.55 Uhr, fünf Minuten vor Dienstschluss, plötzlich rot sieht. Feuerrot.

Aus der Unterführung in der Voltastraße schießt ein feuerroter PKW heraus. Ein Seat Ibiza. Der junge Streifenführer erwacht aus seiner Nachtdienst-Lethargie und sagt zu seinem Streifenkollegen: „Das ist er!“ Wenige Stunden zuvor war auf der Kohlerer Straße die Leiche der Prostituierten Marika Zorzi entdeckt worden. Als der rote Seat Ibiza einen knappen Meter vor ihm zum Stillstand kommt, bemerkt Alessandro Arervo die geborstene Windschutzscheibe. Im Wagen sitzt ein junger Mann mit Schnauzbart. Und: Der Beifahrersitz ist abmontiert worden. Später erinnert sich der Polizeibeamte Alessandro Arervo: „Als wir ihn (Marco Bergamo, Anm. d. R.) aufforderten auszusteigen, ist er im wahrsten Sinne des Wortes erbleicht, er hat zu zittern begonnen. Ich fragte ihn, warum seine Arme zerkratzt seien und warum er den Beifahrersitz abmontiert habe.

Marco Bergamo

Er gab ausweichende Antworten, aber er wirkte ganz ruhig und gefasst.“ An diesem Donnerstag, den 6. August 1992 – es war nebenbei der Geburtstag von Marco Bergamo –, endet eine der spektakulärsten Mordserien der Südtiroler Kriminalgeschichte. Sieben Jahre lang hatte der Frauenmörder Marco Bergamo die Südtiroler Bevölkerung in Atem gehalten, ehe er den Fahndern an jenem August-Morgen im fernen Jahr 1992 ins Netz ging. Nun ist Marco Bergamo tot. Er starb 51-jährig an einer Lungeninfektion. Zuletzt hatte Bergamo im Gefängnis von Bollate in Mailand eingesessen. Mitte vergangener Woche war er in ein Spital verlegt worden, nachdem sich seine Lungenerkrankung verschlimmert hatte.

Der Name Marco Bergamo fand Eingang in die großen Enzyklopädien der Serial Killer. Das „Monster von Bozen“ wurde zu einer Fixgröße im Wachsfigurenkabinett der schlimmsten Verbrecher der Welt.

Der Namen Bergamo steht für eine Serie brutaler Gewaltverbrechen. Zwischen 1985 und 1992 waren in Südtirol fünf Frauen ermordet worden: • Im Jänner 1985 die erst 15-jährige Schülerin Marcella Casagrande; • im Juli 1985 die pensionierte Lehrerin und Prostituierte Anna Maria Cipoletti, 41; • im Jänner 1992 die 24-jährige Prostituierte Renate Rauch; • im März 1992 die 18-jährige Renate Troger aus Milland • und am 6. August 1992 Marika Zorzi aus Leifers, 19 Jahre jung. Am Tag, als er Marika Zorzi tötete, feierte Marco Bergamo seinen 26 Geburtstag. Ein Mord zum Geburtstag! Marco Bergamo muss sich in einem regelrechten Blutrausch befunden haben. Marika Zorzi war mit 41 Messerstichen getötet worden.


„Der Hund ist wengistens treu“

Artur Oberhofer hat den Fall Marco Bergamo auf der Grundlage von teilweise unveröffentlichtem Aktenmaterial rekonstruiert.

In seinem Buch „Der Serienmörder Marco Bergamo“ (edition arob, 2011) hat Artur Oberhofer auf der Grundlage von Verhörprotokollen und Sachverständigen- Gutachten ein Psychogramm des Serial Killers erstellt. Ein Beispiel: Als Marco Bergamo von den gerichtspsychiatrischen Sachverständigen zu seinen Motiven befragt wird, sagt er: „Die Frau hat mir immer Angst eingeflößt, Angst, nicht auf der Höhe zu sein. Aus Angst wurde dann Hass. Ich hasse sie alle! Frauen sind unehrenhaft und egoistisch. Sie gebrauchen dich (…). Aus diesen Gründen war ich immer gegen die Ehe. Die Frau konsumiert den Mann, sie schneidet ihm den Kopf ab und frisst ihn. Ein Hund ist wenigstens treu, die Frau behandelt den Mann wie einen Fußabstreifer. Der Hund erwidert die Zuneigung, eine Frau nicht. Die Frau benutzt den Mann für ihre Ziele, und wenn er ihr nicht mehr nutzt, packt sie ihre Sachen und ist weg.“

Artur Oberhofer leuchtete anhand von Zeugenaussagen und Gerichtsakten tief in die Kältekammer einer in Südtirol sesshaft gewordenen, italienischen Proletarier-Familie hinein. Es entstanddas Charakterbild eines jungen Mannes, der ein zwiespältiges Frauenbild entwickelt hat: Er trennte zwischen dem Typus gute Mutter, das war seine geliebte Mama, die er als schützend, nährend und liebend empfand, sie entsprach seinem Idealbil. „Irgendwann“, so Artur Oberhofer in seinem Buch, „hat Marco Bergamo erfahren, dass sich ein Mittel besonders eignet, um Probleme zu lösen: Gewalt.“ Der junge Schweißer habe sich als Individuum gefühlt, das sich von der weiblichen Unterjochung befreien müssen.

Der Messerstich sei die Handlung gewesen, die für Marco Bergamo den Sieg im Geschlechterkampf symbolisiert habe. Dem Charakterbild des Täters stellte Artur Oberhofer in seinem Buch die darmatischen Opferschicksale gegenüber. So kam, beispielsweise, Maurizia Spitaler Mazzotta zu Wort, die Mutter von Marcella Casagrande. Die 15-jährige Schülerin war das erste (und jüngste) Opfer des Serienmörders Marco Bergamo. Marcella Casagrande war im Jänner 1985 in ihrer Wohnung im Mariaheimweg in Bozen mit unzähligen Messerstichen getötet worden. Maurizia Mazzotta hatte die Leiche ihrer Tochter aufgefunden. Maurizia Mazzotta hat Marco Bergamo im Prozess nicht in die Augen sehen können. „Ich konnte das nicht tun, weil die Augen Bergamos das letzte waren, was meine Tochter Marcella gesehen hatte.“

Die großen Kriminalfälle VI

edition AROB

Am 3. Jänner 1985 wird die 15-jährige Schülerin Marcella Casagrande tot in ihrer Wohnung in Bozen aufgefunden.
Wenige Monate später wird die 41-jährige Lehrerin und Prostituierte Anna Maria Cipoletti in ihrer Wohnung tot aufgefunden.
Sieben Jahre später schlägt der Frauenmörder erneut zu: Im Jänner 1992 schlägt der Frauenmörder erneut zu. Das Opfer: Die 24-jährige Prostituierte, Renate Rauch. Und nur wenige Monate später wird in Atzwang bei Bozen, die Leiche der 18-jährigen Renate Troger aufgefunden.
Geht in Südtirol ein Serienmörder um?
In der Nacht auf den 6. August 1992 wird die 19-jährige Prostituierte Marika Zorzi auf der Kohlerer Straße in Bozen tot aufgefunden. Wenige Stunden später nimmt die Polizei einen Tatverdächtigen fest: einen 26-jährigen Schweißer.
Artur Oberhofer rekonstruiert den Fall des Südtiroler Serienmörders Marco Bergamo und geht dem letzten Geheimnis auf den Grund: Ist Marco Bergamo, ein Fünffach-Mörder? Oder laufen die Mörder von Anna Maria Cipoletti und Renate Troger noch frei herum?

ISBN 978-88-88396-14-9
Hardcover – 384 Seiten
Preis Italien: Euro 34,00
Preis Ausland (D-A-CH): Euro 35,00

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